
DIE MBS IST MEIN LEBENSWERK
Bernd Wilkes gründete vor 35 Jahren die MBS. Seitdem geht es mit dem erfolgreichen
Mittelständler steil bergauf. Im Gespräch mit Tamara Häußler, Head of HR
& Corporate Communication, wirft er einen Blick zurück und einige nach vorn.
Als Sie vor 35 Jahren die MBS in Siegburg
bei Bonn gründeten – was war
Ihre Vision?
Ich wollte der Platzhirsch in Köln werden.
Haben Sie das geschafft?
Heute sind wir eine der größten Speditionen
in Köln und international sehr erfolgreich
aufgestellt.
Sie waren erfolgreicher Niederlassungsleiter
einer anderen großen
Spedition. Warum der Sprung in die
Selbstständigkeit?
Die Führungsstrukturen waren verändert
worden und ich war in dieser Konstellation
nicht mehr zufrieden. Hinzu kam, dass
ich schon länger das Ziel hatte, mich selbständig
zu machen, da ich nicht andauernd
von anderen bestimmt sein wollte.
Haben Sie das Unternehmertum in die
Wiege gelegt bekommen?
Nein, gar nicht. Mein Vater war bei der
Bundeswehr. Sicherheit im Beruf war
da ganz wichtig, aber ich habe meinem
Vater gesagt: „Ich werde kein Beamter“.
Als Selbstständiger gab es diese Sicherheit
dann natürlich nicht mehr. Im ersten
Jahr der MBS hatte ich einen Verlust von
6.800 Mark. Da war ich sehr stolz drauf.
Mit wieviel Mitarbeitenden?
Die konnte man damals an ein oder zwei
Händen abzählen. Ich hatte mir dann für
die Zukunft eine Spedition mit 20 oder 25
Mitarbeitenden vorgestellt. Aber dann
habe ich Johannes Steckel getroffen.
Was passierte dann?
Johannes war international besser aufgestellt
als ich und er brachte die Expertise
im Bereich der Luftfracht mit. Mit Kelsterbach
am Frankfurter Flughafen gründeten
wir dann unsere erste GmbH für
einen neuen Standort, die mir bis heute
sehr am Herzen liegt.
Ihre Expansionspläne bezogen sich
aber nicht nur auf weitere Standorte
in Deutschland…
Ja, das ist richtig. 2007 eröffneten wir
unseren Standort in Hongkong. Das war
sehr wichtig,
weil wir damit
die eigene Abfertigung
der Luft-
und Seefrachtsendungen
von
und nach China
möglich machen konnten. Wir wollten
uns nicht nur auf die Agenten verlassen.
Es folgten immer weitere Standorte.
Hatten Sie bestimmte Schwerpunkte,
nach denen Sie diese ausgesucht haben?
Nein. Unsere Expansionspläne haben
eine Gemeinsamkeit: Die Gelegenheit. Wir
hatten keine großen strategischen Pläne,
sondern haben gute Gelegenheiten genutzt,
um attraktive Standorte mit guten
Leuten unter unser MBS-Dach zu holen.
Ich glaube, dies ist Teil unseres Erfolgs.
Nicht lange planen und Strategien entwickeln,
sondern machen! So wurden wir
immer größer und immer erfolgreicher.
Gute Leute finden, heißt netzwerken.
Welchen Anteil hatte dieser Teil an
Ihrer Arbeit?
Sicherlich 50 Prozent. Der Rest verteilte
sich auf den Verkauf und die Betreuung
unserer Partner und existierenden Kunden.
Sie können sich vorstellen, was dies heißt.
Jahrelang habe ich viel Zeit mit dem Reisen
verbracht, um Kunden,
Lieferanten und Partner zu betreuen und
Neue zu finden.
Wenn Sie die Arbeit damals mit der
von heute vergleichen. Was hat sich
verändert?
Eigentlich nicht viel. Wir sind und bleiben
Spediteure. Wir sind Vermittler oder Makler.
Daran hat sich nicht viel getan. Das,
was sich geändert hat, ist natürlich die
Technik. An der Digitalisierung kommt
niemand vorbei. Auf persönlicher Ebene
hat sich allerdings schon einiges verändert.
Durch die Compliance Regelungen
der Unternehmen
ist die
p e r s ö n l i c h e
Verbindung oftmals
nicht mehr
so möglich. Ich
habe viel Zeit in
die Kundenpflege investiert und zu den
meisten unserer Kunden eine Vertrauensbasis
geschaffen, und mit vielen Menschen
ist sogar eine über das Geschäft
hinausgehende Freundschaft entstanden.
Man konnte über Probleme reden und
auch die Servicequalität spielte eine wesentliche
Rolle.
Nicht nur die MBS ist in einem Transformationsprozess.
Auch Sie wurden
vom Geschäftsführer zum Gesellschafter.
Wie fühlt sich dieser Rückzug an?
Ich denke, dass es mir sehr gut gelungen
ist. Ich versuche, eine neutrale Position
zu beziehen, aber natürlich betrachte ich
die MBS als mein Lebenswerk. Ganz loslassen
geht da nicht so ganz. So habe ich
noch vor einigen Jahren mit Barbara Moll
die Anytime in der MBS als neues Produkt
etablieren können. Ein überaus erfolgreiches,
wenn ich dies noch sagen darf.
Gibt es einen Tag, der vergeht, an dem
Sie nicht an die MBS denken?
Nein!
Wofür sind Sie dankbar?
Ich bin dankbar dafür, dass ich gesunde
Kinder habe. Ich bin dankbar, dass ich
selbst keine großen Krankheiten hatte.
Und ich bin dankbar, dass ich gesunde
Enkelkinder habe. Ja und natürlich bin
ich dankbar, dass ich im Geschäftsleben
in manchen Situationen viel Glück hatte
und dieses auch nutzen konnte.
Würden Sie Ihrem Enkelsohn empfehlen
Logistiker zu werden?
Ja, auf jeden Fall und ohne Wenn und
Aber. Die Logistik hat, trotz allen Wandels,
eine große Zukunft.
Seit vielen
Jahrzehnten gemeinsam
erfolgreich:
Johannes Steckel,
Georg Ludwig und
Bernd Wilkes
Successful together
for many decades:
Johannes Steckel,
Georg Ludwig and
Bernd Wilkes
MBS FAMILY
"ICH WOLLTE DER PLATZHIRSCH
IN KÖLN WERDEN".
Bernd Wilkes
22 INSIGHT 2 . 2022